Bei starkem Regen werden Regenwasser und Abwasser gemischt. Viele Kläranlagen verfügen über keinen Speicher für die zusätzlichen Wassermassen.
Um zu verhindern, dass das Abwasser zu den Toiletten zurückkehrt und die Häuser überschwemmt, werden die Notausgänge geöffnet: Das unbehandeltes Wasser strömt in die nahe liegenden Gewässer. Dem Wasserunternehmen „South West Water“ zufolge gibt es nur in England zwischen 20.000 und 30.000 Abwasser-Notausgänge.
In Kooperation mit der University of California erhob die Surfrider Foundation, eine internationale Surfer-Umwelt-Organisation, Gesundheitsdaten von 654 Surfern. Die Ergebnisse zeigen, dass 30 von 1.000 Menschen wurden durchschnittlich krank, wen sie drei Tage nach starkem Regen im Meer schwimmen.
„Manchmal stinkt der Neoprenanzug nach Scheiße, wenn wir aus dem Wasser kommen“, sagt der Surfer Oscar Garcia. Der Mann surft in Galizien an der Nordküste Spaniens, wo ein Abwasserrohr direkt ins Meer kommt.
Anne Leonard von der University of Exeter Medical School in England beschäftigt sich auch mit dem Gesundheitsrisiko für Schwimmgäste durch Keime in Küstengewässern. Sie erzählt, dass sie, kurz nachdem es geregnet hat, nicht ins Meer gehen würde. Bakterien und Viren dringen mit Abwasser ins Meer ein und verursachen sowohl Magen-Darm-Beschwerden als auch Schleimhaut-und Ohrenentzündungen, so Anne Leonard.
30 Mal pro Jahr Mischwasserüberläufen in Flüsse in Berlin
„In Berlin kommt es durchschnittlich 30 Mal pro Jahr zu Mischwasserüberläufen in Flüsse“, berichtet der Projektkoordinator. Im Rahmen des Projekts „Flusshygiene“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert wird, wird geplant, Modelle zu entwickeln, mit denen die Flussverschmutzung durch Abwasser besser vorhergesagt werden können.
Das Kanalisationssystem, bei dem Regen- und Abwasserkanäle voneinander getrennt sind, würde die Belastung deutlich verringern. Der Umbau der Mischwasserkanalisation ist jedoch sehr teuer. Momentan gibt es solche Kanalisationssysteme nur in den Neuen Bundesländern.
Die Autoren einer Surfer-Studie in Kalifornien machen aufmerksam darauf, dass das Trennsystem keine 100-prozentige Sicherheit bieten kann. Bakterien und Viren können in Badegewässer geraten, zum Beispiel, durch einen Regenabfluss oder undichte Abwasserkanäle. Sie empfehlen das Meer mindestens 72 Stunden nach Regenfällen zu meiden.
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