„Der Bestand geht runter und zwar rapide“, warnt Dr. Cornelius Hammer, Leiter des Instituts für Ostseefischerei bei einem Besuch der Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner in Rostock. Das Niveau sei das niedrigste, das jemals festgestellt wurde. Obwohl es genügend Laichsubstrat gebe, wächst nicht genügend Nachwuchs auf. Die Ursachen können sich die Wissenschaftler, die insbesondere den Greifswalder Bodden, die Kinderstube der Ostseeheringe erforschen, jedoch nicht erklären. Das Bedingungsgefüge sei zu komplex. Am Kormoran liegt es jedenfalls nicht und auch die Fischer tragen keine Schuld, stellte Cornelius Hammer klar. Dennoch sei die Fischerei am ehesten in der Lage, auf die Bestände Einfluss zu nehmen. Das Institut empfiehlt daher eine Senkung der gesamten Fangmenge um 36 Prozent bis zum Jahr 2015, vermutet aber, dass die zuständige EU-Kommission eine 29-prozentige Verringerung vorgeben wird.
Die Fischer sind schon jetzt unzufrieden. Nobert Kahlfuß vom Kutter- und Küstenfischerverband kritisiert den „überbürokratischen Kontrollmechanismus“ der EU und stellt auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse in Frage. „Lasst die Fischer fischen so viel, wie sie können, damit der Hering nicht an Altersschwäche stirbt“, schimpft er und zeigt kein Verständnis für die Schonung des Herings, solange die Ursachen für dessen Rückzug nicht geklärt sind.
Dem Landwirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommerns Till Backhaus geht diese Einstellung jedoch zu weit: „Fischen, bis die Heide wackelt, das kann nur in die Idiotie führen“, entgegnet er scharf und erinnert daran, dass ein ausreichender Fischbestand schließlich die Lebensgrundlage der Fischereiwirtschaft sei.
Zum Schutz der Fischressourcen „muss es zwischen Fischerei und Wissenschaft deutliche Symbiosen geben“, fordert er und erwartet von den Fischern, dass sie die wissenschaftlichen Daten akzeptieren. Dennoch hält auch er die EU-Richtlinien für überzogen und weist auf die etwa 800 Rechtsgrundlagen hin, an die sich die Fischer halten müssen.