Die Forscherin italienischer Herkunft Federica Bertocchini hat die Raupe durch einen Zufall bei der Reinigung eines Bienenstocks entdeckt. Die Biologin arbeitet an der Universität Santander in Nordspanien und untersucht Hühnerembryos. Jedoch ist ihr Hobby, Bienen zu züchten.
Die Raupe ist für die Imker wie die Pest, so Bertocchini. Während der Säuberung eines Bienenstocks hat sie alle Larven daraus geholt und in eine Plastiktüte gesammelt. Als sie nach einiger Zeit zurückkam, war sie überrascht zu sehen, dass die Raupen die Tüte durchgebohrt haben und nicht mehr da waren.
Bei der Untersuchung zerfraß die Raupe ziemlich schnell eine Plastiktüte
Dieser Zufall motivierte sie und ihre Kollegen mehr über diese Raupenart zu erfahren. Folglich wurde es festgestellt, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelte. Die Raupen gehören zur Großen Wachsmotte (Galleria mellonella). Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass die ziemlich schnell eine Plastiktüte zerfressen können.
Der Plastik gehört zu den Kunststoffen mit eine langen Zersetzungsdauer. Es können 350 bis 400 Jahre vergehen, bis Plastik sich völlig zersetzt. Aufgrund der hohen Zersetzungsgeschwindigkeit haben die Forscher in der Entdeckung „Potenzial für bedeutende biotechnologische Anwendungen“ erkannt („Current Biology“).
Der Kunststoff Plastik gilt seit Langem nicht mehr als nur nützlicher und praktischer Verpackungsstoff, sondern als Gefahr für die Umwelt. Im Laufe der Zeit sind so große Mengen des Plastikmülls entstanden, dass es überall zu sehen ist, sogar im Meer. Eine Bedrohung für Meerökosystem. Denn viele Meertiere verwechseln Plastikmüll mit Futter und sterben wegen Unverdaulichkeit des Stoffes.
Bisher wurde ein Plastikfresser-Bakterium, namens Ideonella, entdeckt, welches in sechs Wochen bei 30 Grad Celsius ein kleines Plastikstück zersetzt hat. Es ist nichts im Vergleich zur Neuentdeckung.
100 Waschmotten-Larven können in zwölf Stunden ca. 92 mg eine Plastiktüte zersetzen
Den Untersuchungen zufolge konnten 100 Wachmotten-Raupen in zwölf Stunden ca. 92 mg Plastiktüte auffressen. Übrigens entstanden schon nach 40 Minuten Löcher. Bertocchini und ihre Kollegen sind der Meinung, dass dafür ein Molekül oder Enzym verantwortlich ist. Sobald die Forscher es feststellen, was für ein Molekül bzw. Enzym es ist, kann man von Plastikmüll-Zersetzung in großer Menge reden.
Lesen Sie mehr auf SPIEGEL ONLINE.